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Hohe Abbruchraten bei MOOCs? Ein gutes Zeichen!

Die Abbruchraten bei MOOCs sind höher als im Präsenzstudium. Wir sagen, warum das ein gutes Zeichen für die Entwicklung der digitalen Bildung ist.

Hohe Abbruchraten bei MOOCs? Ein gutes Zeichen!
Bild: ramdlon/pixabay

Es kam schon oft vor, dass neue Technologien zunächst einmal mit alten Maßstäben gemessen und auf dieser Basis dann kritisiert wurden. Die ersten Eisenbahnzüge? Lebensgefährlich schnell, jedenfalls nach dem Maßstab damaliger Pferdekutschen. 

Auch bei neuen Lerntechnologien sollte man gut überlegen, wie Erfolg am besten gemessen wird. 

In unserem Verzeichnis findest Du tausende von MOOCs (massive open online courses).

Wie verhält es sich mit den angeblich zu hohen Abbruchraten der MOOCs


Wir meinen: 

1. Abbruchquoten sind für den Erfolg von MOOCs das falsche Kriterium und

2. hohe Abbruchraten können sogar ein positiver Indikator für die Entwicklung der digitalen Bildung sein.


Sind MOOCs etwa gescheitert?

Nach einem ersten Hype bei Aufkommen der MOOCs vor wenigen Jahren hält sich seither bei manchen Beobachtern hartnäckig die Ansicht, dass MOOCs "gescheitert" seien. Die Teilnehmerzahlen und die Verfügbarkeit guter MOOCs entwickelt sich zwar ungebremst positiv, aber die Kritiker gibt es weiterhin.

Warum die Kritik? 

Zum einen liegt dies an übertriebenen Erwartungen an die ersten MOOCs, die so nicht erfüllt wurden. Universitäten sind schließlich trotz MOOCs nicht über Nacht verschwunden, auch wenn das einige Experten vor wenigen Jahren erwarteten.


Abschlussrate unter 10%

Vor allem heißt es aber immer wieder: Die Abschlussraten bei MOOCs sind so gering (bzw. die Abbruchquoten so hoch), dass man MOOCs nicht als erfolgreich bezeichnen kann.

Begründet wird dies dann mit durchschnittlichen Abschlussquoten im einstelligen Prozentbereich. Weniger als 100 von 1.000 angemeldeten Teilnehmern beschäftigen sich mit einem MOOC auch bis zum Ende.

Das klingt für manche Beobachter zunächst nach einem wenig erfolgreichen Modell. Und bei einer Präsenzvorlesung wäre sowas ja in der Tat auch ungewöhnlich.


Was hinter dem Abbruch eines MOOCs steckt

Aber in Wahrheit läuft es hier eben anders als beim Präsenzstudium oder -seminar.

Eigentlich ist es doch so:

  • Wer sich für einen MOOC anmeldet, will oft erst einmal prüfen, ob der Kurs für ihn überhaupt geeignet ist. 
  • Meistens ist bei der Anmeldung auch kein Committment nötig. Es gibt keine hohen Kursgebühren, die man beim Abbruch verlieren würde. Und dem Online-Dozenten ist man auch keine Rechenschaft schuldig.
  • In der Regel kann also ein Online-Kurs jederzeit ohne Nachteile beendet werden.
  • Manche sind auch nur an einem Teilsegment eines MOOCs interessiert. Dieses wird gezielt angesteuert und der Rest wird ignoriert.


Abbruch bedeutet hier nicht Scheitern!

Fakt ist daher also: Anders als in der Präsenzveranstaltung bedeutet ein Abbruch hier nicht automatisch das Scheitern!

Es kann durchaus sein, dass man sein ursprüngliches Ziel selbst bei einem Kursabbruch bereits erreicht hat: unverbindliches Testen, Neugier auf den Kursinhalt oder Lernen nur einzelner Lektionen. 

Der australische MOOC-Enthusiast Luke Oakden-Rayner beschreibt das sehr anschaulich anhand seiner eigenen Erfahrung aus knapp 100 MOOCs: "Why I love dropping out"


Wie kann man den MOOC-Erfolg richtig messen?

Oft wird der Erfolg von MOOCs intuitiv an den Abschlussquoten gemessen. Aber genau das ist eben hier nicht der richtige Maßstab! MOOCs brauchen andere Kriterien.

Was könnte also der richtige Indikator sein?

Eigentlich müsste man hierzu überprüfen, ob der Teilnehmer sein gesetztes Ziel erreicht hat. Wenn das der Fall ist, war das Lernerlebnis offensichtlich erfolgreich. Und wenn das Ziel nur war, einen Überblick über ein Thema zu bekommen – dann war der Lernende eben trotz Abbruchs bereits erfolgreich.

Da dieser Maßstab in der Praxis recht schwierig anzusetzen ist, bietet sich ersatzweise ein einfacheres Kriterium an.

So kann man als Indikator auch erst einmal die absoluten Abschlusszahlen betrachten. 


Fünf Prozent sind immer noch 7.000 Absolventen

Denn wenn von 155.000 anfänglichen Teilnehmern am Schluss 7.157 erfolgreich die Prüfung absolvieren, ist das zwar nur eine Abschlussquote von knapp 5%.

(So die beispielhaften Zahlen vom legendären ersten Online-Kurs der MOOC-Plattform edX, wie im Chart unten abgebildet.)

Aber der MOOC hatte dann eben immer noch ein Vielfaches mehr an Absolventen als jeder denkbare Präsenzkurs zum gleichen Thema. Ein Mißerfolg sieht sicher anders aus.

Hohe Abbruchraten bei MOOCs? Ein gutes Zeichen!
(Quelle: Anant Agarwal/edx.org)

So weit, so gut. 

Aber warum sind hohe Abbruchquoten sogar ein gutes Zeichen für die digitale Bildung?


Der Bildungsprozess wird effizienter

Der Lernprozess im Internet unterscheidet sich in einigen Dingen grundlegend von der Präsenzlehre: 

  1. Mehr Flexibilität: Ein Abbruch und Wechsel einzelner Online-Kurse ist meist einfach und ohne negative Folgen möglich. Man ist also nie längere Zeit an ein unpassendes Bildungsangebot gebunden. Ähnlich verhält es sich mit dem kompletten Wechsel der Fachrichtung. Man muss beim Online-Lernen eben kein ungeeignetes Studium bis zum Ende durchziehen, nur um Nachteile zu vermeiden.
  2. Kein Nachteil für Neugierige: Lernende werden ermutigtneue Dinge zu testen, um nach der Erkundungsphase möglicherweise einen geeigneten Kurs oder ein Online-Studium auch abzuschließen. 
  3. Niedrige Einstiegshürden: Auch neue Teilnehmer, die früher die Nebenwirkungen eines Scheiterns befürchten mussten, können sich verstärkt an Bildungsangebote herantrauen. Wer nicht mehr vorab tausende Euro in ein monatelanges Seminar investieren muss, traut sich vielleicht eher das Erlernen einer Programmiersprache im Online-Kurs zu. Und wer dann später trotzdem abbricht, hat aus seinem vergeblichen Versuch eben kaum Nachteile.
  4. Kleinere Lerneinheiten: Zusätzliches on-demand – Lernen (bzw. "microlearning") kleiner Lerneinheiten wird einfacher. Was spricht z.B. dagegen, aus dem MOOC über Mathematik nur die Differenzialrechnung zu absolvieren? 

Im Ergebnis wird somit der gesamte Bildungsprozess effizienter.

Die Abbruchquoten sind eben auch Ausdruck von mehr Flexibilität und mutigen Lernversuchen. Der Lernende findet in der digitalen Lernwelt einfacher den Weg zum vorhandenen Wissen!


Motivation bleibt trotzdem ein wichtiger Faktor

Man darf aus den Abbruchraten zwar nicht automatisch auf mangelnde Motivation schließen. Eine gewisse Planung und eine ausreichende Lerndisziplin befördern aber natürlich auch online den Lernerfolg. 

Eine Studie der Universitäten Harvard und MIT über 4,5 Mio. MOOC-Teilnahmen kommt zum Ergebnis, dass bei ausreichender Beschäftigung mit den Kursinhalten die Abschlussraten ähnlich sind wie in vergleichbaren Präsenzkursen.

(Einige Praxistipps für Deine MOOC-Teilnahme geben wir Dir übrigens in diesem Beitrag.)


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